TikTok FOMO – die Angst etwas zu verpassen
TikTok ist überall. Die Plattform ist nicht nur Unterhaltungsmedium, sondern auch Statussymbol, Kommunikationsmittel und Ideengeber. Das gilt vor allem für Kinder und Jugendliche. Wer nicht regelmäßig postet, kommentiert oder trendet, hat schnell das Gefühl, abgehängt zu sein. Die sogenannte FOMO – Fear of Missing Out – beschreibt genau dieses Phänomen: Die Angst, etwas zu verpassen. Und sie kann zu echtem Stress werden.

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Was früher das Verpassen einer Party war, ist heute der verpasste Trend. Das TikTok-Video, das alle kennen – nur man selbst nicht. Der Kommentar, der übersehen wurde. Das kann besonders Jugendliche hart treffen. Denn in dieser Phase ist der Wunsch nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Selbstbestätigung besonders ausgeprägt.
Zwischen Selbstinszenierung und Selbstzweifel
Was macht die Plattform so anziehend – und zugleich so gefährlich? TikTok basiert auf einem Algorithmus, der dafür sorgt, dass Nutzer möglichst lange dranbleiben. Er zeigt nicht, was gesucht wird, sondern das, was fesselt. Für Kinder bedeutet das: Es gibt keine natürlichen Stopps. Kein „Jetzt ist genug“. Stattdessen ein endloser Strom an Reizen, Bildern, Meinungen – und Vergleichen.
Viele Jugendliche messen ihren Selbstwert an Likes, Kommentaren und Followerzahlen. Sie vergleichen sich mit Influencern, mit geschönten Ausschnitten aus fremden Leben – und entwickeln dabei ein verzerrtes Bild von Realität. Wer nicht mithalten kann, fühlt sich schnell minderwertig. Das geht an die Substanz: psychisch und körperlich.
Gesundheit unter Druck
Die Auswirkungen auf die Gesundheit zeigen sich oft schleichend und werden daher leicht übersehen. Kinder und Jugendliche schlafen schlechter, sind unkonzentrierter, schneller gereizt. Die ständige Reizüberflutung kann das Nervensystem überlasten. Kopf- und Bauchschmerzen, Unruhe oder sogar depressive Verstimmungen sind keine Seltenheit.
Zudem fehlt durch die lange Bildschirmzeit Bewegung – ein wichtiger Ausgleich, gerade im Wachstum. Auch Essverhalten, Körperwahrnehmung und Selbstvertrauen können leiden. Wer sich täglich mit vermeintlich perfekten Körpern vergleicht, gerät schnell in eine Spirale aus Unsicherheit und Unzufriedenheit.
Medienkompetenz stärken – Schritt für Schritt
Das bedeutet nicht, dass TikTok per se gefährlich ist. Doch der Umgang damit braucht Bewusstsein, Begleitung – und Regeln. Medienkompetenz ist keine Fähigkeit, die Kinder nebenbei entwickeln. Sie muss aktiv gefördert werden. Hier können Eltern, aber auch Kitas und Schulen, einen entscheidenden Beitrag leisten.
Was Eltern konkret tun können:
1. Medienzeiten gemeinsam festlegen:
Regelmäßige Pausen, bildschirmfreie Zeiten (z. B. beim Essen oder vor dem Zubettgehen) helfen, Struktur zu schaffen und Überforderung zu vermeiden.
2. Gespräche auf Augenhöhe:
Stellen Sie Fragen, statt direkt zu bewerten. Was gefällt dir an TikTok? Was stresst dich? Nur wenn Kinder sich ernst genommen fühlen, öffnen sie sich auch.
3. Gemeinsam reflektieren:
Erklären Sie, dass viele Inhalte gestellt, bearbeitet oder sogar inszeniert sind. Machen Sie deutlich: Ein echter Tag muss nicht perfekt sein, um wertvoll zu sein.
4. Vorbild sein:
Auch Erwachsene greifen oft gedankenlos zum Smartphone. Wer selber bewusst mit Medien umgeht, zeigt Kindern, dass es auch anders geht.
5. Alternativen ermöglichen:
Schaffen Sie offline Erlebnisse. Bewegung, Kreativität, echte soziale Kontakte – all das stärkt das Selbstwertgefühl unabhängig vom digitalen Feedback.
Prävention, die ankommt: Echt DABEI
Um Eltern und Einrichtungen in diesem Prozess zu unterstützen, bietet die energie-BKK das Präventionsprogramm „Echt DABEI – Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“ an. Es richtet sich an Kitas, Schulen und Familien und fördert schon bei den Jüngsten einen bewussten Umgang mit digitalen Medien. Mit praxisnahen Tipps, alltagstauglichen Materialien und qualifizierter Begleitung.
Denn Medienkompetenz ist mehr als das Wissen um Technik – sie ist ein wichtiger Gesundheitsfaktor. Und die beste Grundlage für Kinder, die auch in einer digitalen Welt gesund und selbstbewusst aufwachsen sollen.