Zu sehen ist ein Mann der erschöpft in der Küche steht

Fatigue oder ME/CFS: Wenn Erschöpfung zur Krankheit wird

Es gibt die normale Müdigkeit nach einem langen Tag – und es gibt eine Erschöpfung, die bleibt. Fatigue ist ein unspezifisches Symptom, das bei vielen Erkrankungen auftreten kann. ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue-Syndrom) dagegen ist eine eigenständige, schwere chronische Erkrankung. Betroffene erleben einen Zustand dauerhafter Kraftlosigkeit, der sich selbst nach Schlaf oder längerer Ruhe nicht verbessert. Viele beschreiben ihn als tiefes Energiedefizit, als „inneren Stillstand“ oder das Gefühl, den eigenen Akku nicht mehr aufladen zu können.

Der wichtigste Unterschied zwischen beiden ist die Post-Exertionelle Malaise (PEM) – eine Symptomverschlechterung nach kleinster körperlicher oder geistiger Anstrengung. PEM tritt nur bei ME/CFS auf und ist nicht mit normaler Erschöpfung vergleichbar.

ME/CFS – Was die Erkrankung ausmacht

ME/CFS ist eine komplexe, chronische multisystemische Erkrankung. Typisch ist:

  • körperliche oder geistige Belastung führt zu einer deutlichen, teils verzögerten Verschlechterung
  • selbst kleinste Aktivitäten wie Duschen, Lesen oder ein kurzer Spaziergang können starke Symptome auslösen
  • mehrere Körpersysteme (Immunsystem, Nervensystem, Energiestoffwechsel) sind dauerhaft beeinträchtigt

ME/CFS ist keine Form von „verstärkter Fatigue“, sondern eine eigenständige Erkrankung mit deutlich eingeschränkter Belastbarkeit.

Woran Sie Fatigue erkennen

Fatigue kann körperliche wie mentale Symptome umfassen, die über Wochen bestehen können, sich aber oft phasenweise bessern:

Körperliche Symptome

  • extreme, langanhaltende Erschöpfung
  • schnelle Ermüdbarkeit auch bei kleinen Belastungen
  • Muskelschwere oder körperliche Schwäche
  • unruhiger oder nicht erholsamer Schlaf

Mentale & emotionale Symptome

  • Konzentrationsstörungen („Brain Fog“)
  • verlangsamtes Denken oder Reizüberflutung
  • verminderte Stressresistenz
  • Antriebslosigkeit
  • das Gefühl, nicht richtig wach zu werden

Während sich bei allgemeiner Fatigue gute und schlechte Tage abwechseln können, bleiben die Symptome bei ME/CFS meist über lange Zeit bestehen und schränken den Alltag teils massiv ein – oft mit klaren Crash-Phasen nach Belastung (PEM).

Was Ihnen jetzt hilft – Strategien für mehr Energie im Alltag bei Fatigue

Fatigue lässt sich selten mit einem einzigen Schritt lösen. Aber der Alltag kann stabiler werden, wenn der Körper gezielt unterstützt wird.
Wichtig: Die folgenden Tipps gelten für Fatigue, bei ME/CFS müssen vor allem Belastungen deutlich vorsichtiger gehandhabt werden.

  1. Energie klug einteilen (Pacing)

Pacing bedeutet, nicht erst zu pausieren, wenn die Erschöpfung einsetzt, sondern vorher.

Hilfreich ist:

  • Aktivitäten in kleine Portionen aufteilen
  • Prioritäten setzen
  • regelmäßige Erholungsfenster einplanen

Das entlastet das Nervensystem und beugt Rückschritten vor.

  1. Den Schlafrhythmus stabilisieren

Regelmäßige Schlafenszeiten, digitale Pausen am Abend und ruhige Routinen fördern die Schlafqualität und damit die Regeneration.

  1. Sanfte Bewegung – ohne Überforderung

Leichte, gelenkschonende Aktivität kann bei Fatigue hilfreich sein:

  • Spaziergänge
  • Dehn- oder Mobilisationsübungen
  • kurze, sanfte Einheiten statt intensiver Programme

Ziel ist: Beweglichkeit erhalten, ohne in Übermüdung zu geraten.
(Hinweis: Bei ME/CFS gelten angepasste Regeln – dort kann schon leichte Bewegung zu PEM führen.)

  1. Nervensystem beruhigen

Entspannung hilft mental und körperlich:

  • Atemübungen
  • Achtsamkeit
  • Progressive Muskelentspannung
  • kurze Ruheinseln über den Tag verteilt
  1. Ernährung als Energietreiber

Eine nährstoffreiche Ernährung unterstützt den Körper:

  • viel Gemüse, Obst, Vollkorn
  • ausreichend Eiweiß
  • gesunde Fette
  • regelmäßige Mahlzeiten
  • genügend trinken
  1. Medizinische Abklärung

Da Fatigue viele Ursachen haben kann, ist eine ärztliche Diagnostik sinnvoll, um hormonelle, entzündliche, internistische oder psychische Hintergründe zu erkennen.
Werden die Signale richtig gedeutet, kann nach und nach wieder mehr Stabilität, Kraft und Lebensqualität gewinnen.

Bevor eine ME/CFS-Diagnose gestellt werden kann, müssen andere Krankheiten ausgeschlossen werden, die ähnliche Symptome verursachen können. Die Diagnose erfolgt auf der Grundlage einer klinischen Untersuchung anhand international etablierter Kriterien, da es noch keinen spezifischen Test gibt.

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